Montag, 17. März 2008
Joschka Fischer ist Realist
Sein Artikel in der Zeit ist sehr angenehm zu lesen. Frei von jeder ideologischen Einfärbung schildert Fischer sehr treffend die Lage der Nation. Ganz besonders seine Einschätzung zum vielfach beklagten Linksrutsch in Deutschland teile ich:
Die Linksverschiebung der deutschen Politik geht mitnichten auf die Linkspartei und Oskar Lafontaine zurück, sondern vielmehr auf dieses Führungsvakuum an der Spitze der Regierung. Lafontaine kann diese Welle reiten, weil die Große Koalition sie treiben lässt. Und – dies ist nicht abzustreiten – er tut dies mit einigem Geschick.
Aber auch seine Aussagen zu den finanziellen Folgen der Einheit und den Sozialsystemen unterstütze ich. Allerdings haut er zu sehr auf die Pauke, wenn es um die Progression der Einkommenssteuer geht, ohne gleichzeitig zu erwähnen, daß die Geringverdiener (soweit sie sozialversicherungspflichtig sind) weit überproportional zur sogenannten Sozialversicherung beitragen.

Dieses Eisen ist offensichtlich allen Politikern zu heiß!

Dafür hat er die Wettbewerbssituation unseres Staates innerhalb der Welt gut beschrieben und so auch die Grenzen der Handlungsfähigkeit unserer Regierung in Bezug auf die Besteuerung sachlich begründet.

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Dienstag, 11. März 2008
Dieter Hildebrandt
bringt es auf den Punkt: "Die Hessen-SPD ist ein Sauhaufen" sagt er in der Süddeutschen, und er sagt auch warum.

Seine Einschätzung über die richtige Vorgehensweise in Wiesbaden unterscheidet sich zwar von der meinen, dafür sind wir uns in der Einschätzung von Beck, Lafontaine und Gysi wieder einig. Besonders freut mich, daß er offensichtlich auch meine Einschätzung der Linkspartei teilt.

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Montag, 25. Februar 2008
Dirk Niebel
Auch Dirk Niebel von der FDP bloggt, und weil mich einer seiner Artikel zu einer sehr ausführlichen Politikerschelte animierte, hier eine Kopie meines Kommentars zu seinem Artikel Sirenengesänge:
Mein lieber Herr Niebel,

ich fürchte sie sehen das falsch.

Zunächst ist es dumm, wenn sich eine liberale Partei, die programmatisch durchaus etwas zu sagen hätte, selbst zum Anhängsel der Union macht.

Weiterhin ist es dumm, sich vor der Wahl festzulegen. Noch ist der Wähler der Souverän, und mit dessen Entscheidung haben sich die Parteien nach der Wahl auseinanderzusetzen. Tun sie das nicht, so kann das nur an mangelndem Demokratieverständnis liegen.

Der Verrat der FDP in 1982 war der Verrat an einer bestehenden Regierung, an einem der beliebtesten Kanzler, den Deutschland je hatte, an einem bestehenden Koalitionsvertrag. Die FDP hat Helmut Schmidt gestürzt, das war ein Verrat.

Wenn Sie heute auf ein Wahlergebnis reagieren, verraten sie kein bestehendes Bündnis, sie wählen bestenfalls das kleinere Übel. Das ist ein erheblicher Unterschied.

Insgesamt zeigt ihr Text bei aufmerksamer Betrachtung generelle Mängel in der Politik und spezielle Mängel ihrer Partei.

Sie schreiben "Die FDP wollte eine Koalition von Schwarz-Gelb." Herr Niebel, es geht in einer Demokratie nicht darum, was die Parteien wollen, es geht darum, was der Wähler will. Viele Wähler sind deshalb über ihre Vertreter verdrossen, weil sie sich nicht vertreten fühlen. Politikverdrossenheit ist ein Wort, das dieses Problem kaschiert.

Sie schreiben "Herr Koch hat die Stimmung im Lande falsch eingeschätzt und eine Strategie verfolgt, ..." und begreifen gar nicht, daß er genau dafür Prügel bezogen hat. Die Wähler haben erkannt, daß Koch keine politische Aussage machte, sondern eine partei- und wahltaktische Strategie verfolgte.

Sie schreiben "Die politische Mitte in Deutschland wird tatsächlich nur noch von der FDP vertreten". Was für ein Krampf. Die FDP ist liberal. Nicht wischiwaschi blablub mittig. Liberal. Sie muß ein Profil bekommen, das wählbar ist. Nicht Anhängsel irgendeines Kasperlvereins, dessen Chefin in einer einzigen Rede über 30 mal das Wort "Mitte" verzapft und gar keine Inhalte mehr hat. Deren Familienministerin liberale Kinderbücher verbieten lassen will. Deren Innenminister in Salamitaktik Stasi 2.0 in der Bundesrepublik einführen will. Deren Verteidigungsminister als Bauernopfer in die Bresche der hessischen Parteispendenaffäre gesprungen ist und dafür mit einem Ministeramt belohnt wurde.

Herr Niebel, sie wollen ein Liberaler sein und hängen sich unter Aufgabe ihres liberalen Profils an die Union.

Und noch ein Punkt zum Profil:

In ihrem obigen Beitrag kann ich keinen Krümel liberales Profil erkennen. Sie äußern ein wenig Kritik an Kochs Strategie, sie gießen ein paar Kübel Jauche über die politischen Gegner, aber ich kann nicht erkennen, wo mein Mehrwert läge, wenn Sie an der Regierung wären.

Jauche, Gift und Galle spritzen kann ich alleine. Dazu brauche ich keine FDP.

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Mittwoch, 20. Februar 2008
Schuldner
Ich will versuchen, die Regierungschefs zu finden, die den größten Anteil an der Gesamtverschuldung der öffentlichen Haushalte in Deutschland haben. Für einen Laien ist das natürlich ein schwieriges Unterfangen, deshalb bitte ich um tatkräftige Unterstützung.

Beginnen will ich mit Oskar Lafontaine, der nach meinem bescheidenen Kenntnisstand zu den größten Schuldenbuckeln der Republik gehört, die noch Ambitionen haben. Der größte dürfte mit weitem Abstand Helmut Kohl sein, den ich mir aber aufspare, weil er im Ruhestand ist. Auch Eberhard Diepgen hat eine beeindruckende Bilanz abgeliefert.

Oskar Lafontaine

Ministerpräsident im Saarland von 1985 - 1998

Jahr nach
Sek.Dat. 
Quelle
Gesamt Absolut Betrag in Millionen Euro Steigerung Gesamt in % gegen Vorjahr Pro Kopf
Absolut Betrag i Millionen Euro
Steigerung
pro Kopf in %
gegen Vorjahr 
1985 5187 (Basis) 4948  (Basis)
1986 5559    7,17 5328   7,68
1987 6079    9,35 5759   8,09
1988 6502   6,96 6174    7,21
1989 6969    7,18 6603   6,95
1990 7479    7,32 6990   5,86
1991 7825    4,63 7282   4,18
1992 8440    7,86 7824   7,44
1993 9064    7,39 8357   6,81
1994 8803 -2,88 8127 -2,75
1995 8689  -1,30 8024 -1,27
1996 8554  -1,55 7897 -1,58
1997 8294 -3,04 7661 -2,99
1998 8073  -2,66 7496 -2,15
Schulden-
Wachstum
2886
Rate = 3,40
Rate 85-93=  6,98
Rate 94-98=  -1,73
2548

 

Rate = 3,20

Die Tabelle habe ich bei http://www.sgipt.org/politpsy/finanz/schuldp/lafonto.htm#Schulden-Portr%E4t.
gemopst und hoffe, daß ich damit noch im Rahmen des Zitats bleibe.

Den Schlußfolgerungen der o. a. Seite kann ich mich nicht anschließen, denn sie berücksichtigt offensichtlich nicht, daß der Bund ab 1994 Geld zuschießen mußte, alles in allem 6,6 Mrd. EUR, davon 4,09 Mrd von 1994 - 1998, 2,56 Mrd von 1999 bis 2004. (siehe auch Sanierungsbericht 2004, auf den Seiten des Saarlands als PDF verfügbar.)

Bei passender Gelegenheit werde ich diese Zahlen in die obige Tabelle einarbeiten.

Nachtrag
Die 4,09 Mrd in den 5 Jahren von 1994-1998 ergeben 820 Mio pro Jahr und damit einen "virtuellen" Endstand von 12173 Euro. Damit kommen wir auf eine Rate von 6,56 über Lafontaines Regierungszeit.

Die Rate berechnet sich mit (ln(Endwert/Anfangswert)/Jahre)*100. Diese Methode macht mir ein wenig Bauchschmerzen, sie stammt ebenfalls von sgipt. Leider ist mein Schulwissen inzwischen reichlich angerostet.

Weil ich Lafontaine nicht mag, hier noch ein Kommentar der Zeit.

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Helle Köpfe
  • Alexander Rüstow, neoliberaler Vordenker
    Wir sind der Meinung, dass es unendlich viele Dinge gibt, die wichtiger sind als Wirtschaft: Familie, Gemeinde, Staat, alle sozialen Integrationsformen bis hinauf zur Menschheit, das Kulturelle überhaupt. All diese großen Bereiche sind wichtiger als die Wirtschaft. Aber sie können ohne die Wirtschaft nicht existieren; für sie alle muss die Wirtschaft das Fundament bereiten. Wenn sie nicht dafür sorgt, dass die materiellen Grundlagen eines menschenwürdigen Lebens gegeben sind, können alle diese Dinge sich nicht entfalten. Es ist der eigentliche Zweck der Wirtschaft, diesen überwirtschaftlichen Werten zu dienen. Daraus folgt, dass die Wirtschaft ihrerseits nicht Formen annehmen darf, die mit jenen über wirtschaftlichen Werten unvereinbar sind. Die Wirtschaftsfreiheit ist die notwendige, die unentbehrliche Grundlage der politischen Freiheit, der menschlichen Freiheit, das heißt also, sie steht im Dienste der Menschenwürde.

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Steuerhinterzieher
Ausdrücklich anmerken möchte ich, daß es sich bisher nur um Verdachtsfälle handelt. Ich möchte sie nur notieren, weil der Mensch zu schnell vergisst.

Kommentare mit weiteren Tätern oder Verdächtigen sind ausdrücklich erwünscht.
  • Klaus Zumwinkel, Vorstand der Post
  • Karl Michael Betzl, Datenschutzbeauftragter in Bayern

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